Die Eingewöhnungszeit neuer Kinder in unserer Kita

Die Eingewöhnungszeit in der Tageseinrichtung ist für jedes Kind eine ungewohnte und aufregende Situation. Alters- und entwicklungsbedingt, sowie kulturell bestehen große Unterschiede im Verhalten der Kinder in dieser Phase. Eine gute und sensible Eingewöhnung ist sehr wichtig für die Entwicklung von Kindern und kann als eine sehr bedeutsame Erfahrung betrachtet werden. Laut Studien wirken sich abrupte Trennungen ohne Eingewöhnung nachhaltig negativ auf Bindungsbeziehungen, Immunsystem und die emotionale Entwicklung aus. Die Kinder sind häufig ängstlicher, krank und zeigen Vermeidungsverhalten, vor allem wenn die Kinder jünger als 3 Jahre sind. Eingewöhnungsmodelle wurden entwickelt um diese negativen Entwicklungen zu vermeiden. Die bekanntesten Modelle sind: Das Berliner (Bindungstheorie nach John Bowlby) und das Münchener (Prof. E. Kuno Beller) Modell.

 

Unsere Eingewöhnung orientiert sich an beiden Konzepten und wir gestalten sie individuell und bedürfnisorientiert (Kind & Eltern). Die Eingewöhnungsphase kann 2 – 6 Wochen (oder länger) gehen. In dieser Zeit wird eine Bezugsperson intensiver eingebunden.  

1. Grundphase / Kennenlernphase / Sicherheitsphase

§  Kinder, Eltern und Pädagogen lernen sich, die anderen Kinder und die Umgebung kennen

§  zeitlicher Rahmen: die ersten Tage 1 Stunde mit einem Elternteil /Bezugsperson (ohne Trennungsversuch)

§  Elternteil tritt in den Hintergrund

2. Der 1.Trennungsversuch / Verabschiedungsphase

§  Trennungsdauer individuell (Anfang: 5 Minuten bis 1 Stunde)

§  Wichtig: Bezugsperson muss in Reichweite bleiben

§  Die Reaktionen sind unterschiedlich. Lässt das weinende Kind sich nicht beruhigen, wird der Versuch nach kurzer Zeit abgebrochen

§  Die Verabschiedung ist wichtig auch wenn Tränen fließen. Wenn die Bezugsperson sich hinausschleicht, sucht das Kind nach ihr und der Stresspegel steigt. Das Kind lebt in einer ständigen Unsicherheit (chronische Angst) auch in anderen Lebensbereichen. Es hat die Erfahrung gemacht, dass ihre Bindungsperson jederzeit verschwinden kann.

§  Weinen wird oft negativ bewertet, bricht den Eltern (verständlicherweise) das Herz, wird als unangenehm empfunden... ist aber gerade für Kinder eine sehr wichtige Ausdrucksweise. Weinen hilft den Kindern Anspannungen abzubauen, ihre Gefühle auszudrücken und ist ein Bindungsverhalten.

§  Ein wichtiger Schritt in der Eingewöhnung ist es, dass die Kinder sich von uns trösten lassen, dass wir ihnen Sicherheit, Geborgenheit und Verständnis schenken dürfen und dass die Kinder lernen uns zu vertrauen.

§  Die erste Trennung sollte zum Ende einer Woche stattfinden. Ob es die erste oder zweite Woche ist, wird individuell mit Eltern und Pädagogen abgesprochen.

§  Hilfreich ist auch ein Übergangsobjekt: Ein Kuscheltier, Schal von Mama, Tuch, Schnuller, etc. Das gehört besonders in der Anfangszeit in die Kita-Tasche und spendet Trost und Vertrautheit.

 

3. Stabilisierungsphase / Schlussphase

§  Die Trennungszeiten werden in kleinen Schritten erweitert

§  Die Fachkraft darf das Kind versorgen und trösten

§  Das Kind beginnt seine Umwelt zu erforschen

 

Der gute Kontakt sowie der tägliche Austausch mit den Eltern ist uns sehr wichtig. Für längere Gespräche/Anliegen bieten wir regelmäßig und nach Bedarf Entwicklungsgespräche an. Wir wissen, dass die Eingewöhnung für die Eltern ebenfalls eine sehr emotionale und aufregende Zeit ist. Sie sind die Fachleute für ihre Kinder und können die Erzieher*innen gerade in der Eingewöhnung sehr gut unterstützen. Gemeinsam schaffen wir das!