Liebe Eltern!

 

Gerade in dieser Zeit, wo Ihre Kinder nicht wie sonst den Kindergarten besuchen können, brauchen die Kinder zu Hause einen sicheren Ort, an dem sie spielen können. Manchmal fallen jetzt sogar die Spielkameraden weg, und Ihre Kinder müssen sich alleine beschäftigen. Vielleicht können die Informationen über das kindliche Spielverhalten  Ihnen neue Anregungen geben!

Warum ist Spielen für Kinder so wichtig?

·        Spielen ist für Kinder ein Grundbedürfnis. Es ist für sie so wichtig wie Essen, Trinken und Schlafen. (Es steht sogar im Grundrecht der Kinder :O)

·        Spielen ist sozusagen Die „Arbeit“ des Kindes.

·        Kinder spielen von sich aus, sie brauchen  dazu keine Anleitung von Erwachsenen

ABER sie brauchen  Erwachsene,  die ihnen eine anregende Umgebung bieten, also  ZEIT, PLATZ , MATERIALIEN  und  SICH SELBST zur Verfügung stellen.

·        für uns Erwachsene sieht es manchmal „sinnlos“ aus, aber für Kinder ist jedes Spielen auch untrennbar mit dem Lernen verbunden.

·        Durch experimentieren und  erforschen  sammeln sie immer neue Erfahrungen und  eignen sich so Stück für Stück spielerisch die Welt an.

·        im Spiel lernen Kinder alles, was sie für die  Zukunft brauchen

·        beim Spielen entwickeln sich Kinder in allen wichtigen Bereichen weiter:

- in ihrer Persönlichkeit (Selbstbewusstsein – das kann ich schon alles!, Frustrationstoleranz, Vorlieben und Talente entdecken, ,…)- in ihrer Sinneswahrnehmung-  im Denken (Probleme lösen,…) - in der körperlichen Entwicklung - in der Sprache  - im sozialen Miteinander( Einfühlungsvermögen, Konfliktfähigkeit,…)- Konzentration,

und vieles mehr!

 

Spielen statt Fördern?   Fördern durch Spielen  :O)

Viele Eltern sind verunsichert, ob ihr Kind sich gut entwickelt, ob es genauso gut malen, turnen, basteln und spielen kann wie seine Freunde im Kindergarten. Deshalb schicken viele Eltern ihre Kinder in verschiedenste Kurse und überschütten sie mit sogenanntem „Lernspielzeug“, und Vorschulkinder werden gerne mit Vorschulmaterial für die 1. Klasse versorgt.

Das ist alles in gewissem Maße in Ordnung, jedoch muss den Eltern klar sein, dass das wichtigste was ihr Kind braucht ausreichend Zeit und Möglichkeit zum freien Spielen  hat. Das bedeutet nicht, dass das Kind den ganzen Tag alleine im Kinderzimmer spielen soll. Im Gegenteil. Eltern und Erzieher haben eine wichtige Rolle beim kindlichen Spiel.

Wie können Sie als Eltern Ihre Kinder beim Spielen unterstützen? Was fördert das kindliche Spiel?

·        Spielen sie von Anfang an viel mit ihrem Kind. Das weckt seine Neugierde und Experimentierlust. : gemeinsam Bauen, Gesellschaftsspiele, Tobespiele, auch Vorlesen zählt zum Spiel, Malen Sie zusammen, Tanzen Sie, Kitzeln Sie sich gegenseitig und was Ihnen sonst noch einfällt!

·        Das heißt nicht, dass Ihr Kind nicht alleine spielen soll, im Gegenteil. Es ist ein großer Vorteil, wenn ein Kind sich mit sich selber beschäftigen kann. Wenn es sich in ein Spiel so vertiefen kann, dass es alles um sich herum vergisst!

·        Zeigen Sie Interesse am Spiel Ihres Kindes! Schauen Sie sich das gemalte Bild oder das Bauwerk gemeinsam an und würdigen Sie es indem Sie es aufhängen oder ähnliches.

·        Lassen Sie ihr Kind so oft es geht mit unterschiedlichen Materialien experimentieren, auch wenn dabei mal etwas dreckig wird!

·        Nehmen Sie die Ideen ernst! Für ein Kind ist das Spiel seine Wirklichkeit!

·        Kinder dürfen auch mal Langeweile haben! Das ist sogar sehr wichtig! Aus Langeweile entstehen oft die besten Ideen!

·        Verplanen Sie nicht jeden Tag mit Terminen oder Verabredungen! Gönnen Sie sich und ihrem Kind auch Auszeiten, bzw. Familienzeit!

Was hemmt das kindliche Spiel?

·        Alles was es freiwillig tut, motiviert das Kind. Wenn Erwachsenen zu sehr ins Spiel eingreifen(„Das macht man so!“ „Ich zeig dir mal wie man richtig malt“, usw. hemmen das Kind in seinem Forschungsdrang und es wird auf Dauer frustriert und nicht mehr so kreativ spielen.

·        Zuviel Medienkonsum hemmt das Spiel Ihres Kindes Wenn es nur noch vor dem TV, der Konsole, oder dem Handy sitzt, kann es seinem natürlichen Drang zu spielen nicht mehr nachkommen. Die Eltern sind dafür da, dem Kind einen vernünftigen Umgang mit Medien zu vermitteln (Vorbildfunktion).

·        Durch Zuviel  und zuviel vorgefertigtes Spielzeug kann ein Kind seinen natürlichen Forscherdrang nicht ausleben.

Welche Rolle hat das Spielzeug?

Unsere Kinder haben alle sehr viel Spielzeug  und wissen deshalb manchmal gar nicht mehr, womit sie überhaupt spielen sollen.

Darum: WENIGER IST MEHR!!!

Versuchen Sie Ihrem Kind wenig, aber gutes Spielzeug anzubieten. Mit gutem Spielzeug ist gemeint, dass es die Kreativität anregt und nicht immer nur vorgefertigt ist. Z.B. Mit einem Bausatz kann man nur ein bestimmtes Auto bauen. Besser sind einfache Bausteine, aus denen immer wieder neues entstehen kann.  Kinder können auch stundenlang mit großen Kartons spielen, die in ihrer Fantasie zu Burgen oder Autos werden oder aus Stöckern und Blättern Suppe kochen, und vieles mehr.  :O)

 

Ein kurzer Einblick in die verschiedenen Spielphasen

1.Das Funktionsspiel (ab Geburt)

Das Funktionsspiel ist die früheste Form des Spiels und die Basis für alle darauf folgenden Spielformen.

Im Mittelpunkt steht dabei zunächst die Bewegung sowie das Spiel und die Erkundung  des eigenen Körpers (sensomorisches Spiel). Der Säugling bewegt zunächst Arme, Beine, Kopf und Finger noch recht unkoordiniert, lernt aber schon nach wenigen Monaten, die Kontrolle über seine Bewegungen zu übernehmen, nach Gegenständen zu greifen und diese mithilfe der Finger  und des Mundes zu untersuchen. So lernt es die Beschaffenheit von verschiedenen Gegenständen kennen. Außerdem erfährt das Kind, dass es durch sein Verhalten (greifen, strampeln, Kopf drehen usw.) eine bestimmte Wirkung erzielen und damit seine Umwelt beeinflussen kann.

Diese Erfahrungen stärken die unterschiedlichen Sinne ( Hautsinn, Gleichgewichtssinn, den Seh- sowie Hörsinn, den Körpersinn) des Kindes sowie sein Selbstvertrauen.

Typische Spielzeuge für das Funktionsspiel:

·         Anfangs ist das wichtigste „Spielzeug“ die Bezugsperson des Kindes, die mit dem Kind spricht (Babytalk) und mit ihm spielt

·         Säugling (0 bis 7 Monate) – Eltern, Finger, Hände, Beißring, Rassel,

·         Kleinkind (1 bis 3 Jahre) – Dreirad, Kreisel, Nachziehspielzeug, Laufrad 

·         Kindergartenkind (3 bis 6 Jahre) – Fahrrad, Schaukel, Wippe

 

2. Das Konstruktionsspiel (ab ca. 18-24 Monaten)

Das Bau- und Konstruktionsspiel ist die zweite Spielform, die ein Kind erlernt. Es baut auf das Funktionsspiel auf, denn hat das Kind sich bereits mit einem Spielmaterial auseinandergesetzt und seine Funktion erkannt, ist es in der Lage gezielt und geplant gegenständlich damit zu arbeiten und etwas zu konstruieren.

Beim Konstruktionsspiel werden kognitive Fähigkeiten geschult (entwerfen einer Bauidee, statische Überlegungen usw.) aber auch Kreativität und Fantasie kommen zum Einsatz. Nicht zuletzt muss das Kind über die motorischen Fähigkeiten verfügen, um seine Konstruktionsidee umsetzen zu können. Das Konstruktionsspiel sollte zunächst ohne Vorgabe erfolgen. Vorschulkinder können bereits bebilderte Bauanleitungen umsetzen, Steckbilder nach Vorgaben erstellen oder einfache Faltanleitungen umsetzen.

 Beispiele für Bau- und Konstruktionsspiele:

·         Bauen von Sandburgen, Bauklötze stapeln, Schienen zusammensetzen,  das Bauen von Höhlen, das Bauen mit Konstruktionsmaterial wie Lego- und Duplosteine usw.

·         Das zusammensetzen von Puzzlen

·         Das Gestalten mit Knete, oder anderen formbaren Materialien wie Ton oder Sand

·         Kreatives Gestalten wie Das Malen, Zeichnen, Basteln usw.

·         Das Ergebnis wir immer wichtiger (dabei Stolz auf das Geschaffene)

 

3.Das Symbolspiel (ab ca.18/ 24 Monaten)

Ab ca 18 Monaten entwickelt sich das Symbolspiel („So – tun –als –ob“ Spiele). Die Kinder ahmen alltägliche Situationen nach, wie z.B. Zähne putzen, Essen kochen, zu Bett gehen, usw. Dabei können sie Gegenstände zweckentfremden (ein Stock wird zum Löffel, ein Bauklotz zum Telefon). Die Vorstellungskraft der Kinder wird dabei entwickelt.

Besonderheiten des Symbolspiels:

·         Das Symbolspiel ist sozusagen die Vorbereitung auf das darauffolgende Rollenspiel

·         Die Kinder benötigen keine Requisiten beim Symbolspiel

·         Kleinkinder spielen zunächst noch alleine oder nebeneinander, ab ca. 3 bis 4 Jahren wird das gemeinsame Spiel immer wichtiger

 

3. Rollenspiel (ab ca 3,5 Jahren)

Je besser sich ein Kind verbal äußern kann, desto größer wird die soziale Bedeutung des Rollenspiels. Es ist dann geprägt von Kommunikation und Miteinander. Dadurch stärkt das Kind seine sozialen und sprachlichen Fähigkeiten, denn gerade komplexe Rollenspiele mit mehreren Personen sind voller Konfliktsituationen  An dieser Stelle geht es darum Problemlösungen zu finden und Kompromisse einzugehen, damit das gemeinsame Spiel fortgesetzt werden kann.

Im Rollenspiel kann das Kind in eine Rolle schlüpfen, andere Verhaltensweisen erproben und Situationen erproben, die im realen Leben nicht möglich sind. Sie  lernen   die Perspektive des Anderen einzunehmen.

Kinder verarbeiten beim Rollenspiel aber auch positive und negative Erlebnisse und Gefühle.

 Die wichtigsten Merkmale des Rollenspiels:

·         das Kind schlüpft in eine selbstgewählte andere Rolle

·         das Rollenspiel kann einen realen Hintergrund haben, aber auch fiktive Geschichten beinhalte

·         viele Rollenspiele sind mit Bewegungen verknüpft

·         jetzt werden Requisiten wichtig: Kostüme, Kinderküche und andere Gegenstände.

 

4. Das Regelspiel (ab ca. 3 Jahren bis ins Erwachsenenalter)

Anfangs spielen Kinder  nach ihren eigenen, selbsterfundenen Regeln. Dann spielen sie erste, einfache Regelspiele (Obstgarten, Memory). Die Spiele sind erst nur von kurzer Dauer, außer ein Erwachsener spielt mit und leitet das Spiel. Erst mit ca 5 Jahren können Kinder soweit Regeln verstehen und haben die Bereitschaft, diese auch einzuhalten. Voraussetzung sind je nach Spiel bestimmte kognitive, sprachliche, soziale, feinmotorische und/oder emotionale Fähigkeiten. Auch müssen  Kinder erst lernen zu verlieren.  (Frustrationstoleranz).

 

 

Merkmale des Regelspiels:

·         Die Regeln und der Ablauf des Spiels sind vorgegeben und gelten für alle Mitspieler gleichermaßen, es sei denn, sie werden einvernehmlich geändert

·         Zu den Regelspielen gehören auch: Fangen, Verstecken spielen, Gemeinschaftsspiele, Bewegungsspiele(Stopptanz, Plumpsack, uvm.)

·         Regelspiele verfolgen ein fest definiertes Ziel

·         Das Einordnen in die Gruppe wird dabei trainiert

 

Ich hoffe, dass Sie für sich etwas Interessantes erfahren konnten. Wenn Sie noch mehr Ideen brauchen oder andere Fragen zum kindlichen Spiel haben, sprechen Sie uns einfach an! :O)

 

Liebe Grüße, und hoffentlich bis bald!

 

Katja Kranjec  (Heilpädagogin in der blauen Gruppe)