Jeder hat mal Streit

 
   

 

 

                          Wieso gerade jetzt?

 

Durch Corona und dessen mitgebrachten „Lockdown“ sind wir alle viel zuhause und verbringen viel mehr Zeit mit unseren Familienmitgliedern oder den Leuten, die im gleichen Haushalt leben, als wenn wir das öffentliche Leben leben wie vor Corona. Das heißt, es entstehen viel mehr und intensivere Berührungspunkte in unserem Familienleben.

 

- Kurz gesagt: Wer viel Zeit miteinander verbringt, hat auch viel Zeit, in der gemeinsame Konflikte entstehen können -

 

Streit oder Konflikte sind den meisten Erwachsenen unangenehm. Themen, über die man in der Öffentlichkeit nicht gerne redet, zum einem, weil es häufig mit negativen Gefühlen in Verbindung gebracht wird (z.B. aus eigenen Erfahrungen, gesellschaftliche Vorurteile etc.) und zum anderen auch aus Scharm (wer gibt gerne zu, dass er evtl. im Unrecht ist oder sich nicht behaupten kann?).

 

        Jedoch ist es für Kinder das normalste der Welt, sich zu Streiten -

 

Allgemein:

 

Eltern greifen häufig zu früh ein, weil die Nerven blank liegen.

 

Streit ist unter Kindern keine Seltenheit. Wer viel streitet, lernt Konflikte aus eigener Kraft zu lösen.

 

Beim gemeinsamen Konflikt treten Kinder offen gegeneinander an und leben ihre Gefühle aus. Vorausgesetzt man lässt sie und Erwachsende gehen nicht dazwischen.

 

Meist spricht der Erwachsende:

- ein Machtwort (jetzt ist aber Schluss...),

- trennt die Streitenden,

- droht (wenn ihr nicht aufhört, dann...),

- brüllt (wird lauter als die streitenden selber...),

- lenkt ab (so wer will ein Keks...),

und verliert den Überblick, worum es eigentlich zwischen den Kindern geht.

 

So sind Eltern im Handumdrehen mit involviert. Greift man jedoch zu früh in das Geschehen ein, nimmt man den Kindern den Konflikt ab und nimmt ihnen damit die Chance, daraus zu lernen.

 

Vorgenanntes kann man alles machen, aber es bringt Ihnen auf Dauer nicht viel, denn das Problem der Kinder wurde nicht geklärt und kommt nach kurzer Ablenkung wieder zur Sprache. 

 

Doch was kann man als Elternteil tun, wenn die Kinder sich dauernd streiten und dies kein Ende nimmt?

        Erst einmal tief durchatmen und Ruhe bewahren -

(Feuer bekämpft man nicht mit Feuer )

 

„Von außen betrachtet, sieht man besser mitten im Geschehen.“

 

1. Der Erwachsende sollte sich durch kurzes Beobachten erst ein Bild vom Kernproblem machen; eventuell als 2tes die einzelnen Beteiligten befragen:

 

        Was ist passiert?

        Wieso regst du dich so auf?

        Wieso weinst du?

        Warum bist du so sauer?

 

 

Durch die wohlwollende Neutralität helfen sie den Kindern, sich etwas zu beruhigen und sich so zu sagen „schön zu streiten“.

 

Wenn sie es mit Ruhe und Geduld schaffen, die Kampfhähne dazu zu bringen, ihre einzelnen Standpunkte vorzutragen haben, sie schon viel geschafft.


Wichtig ist, dass sie den Kindern vermitteln: „Ich habe dich/euch verstanden!“. Wiederholen Sie die Worte der Kinder:

 

 

 

-„Hab ich das richtig verstanden, dass...“

-„ Also du bist sauer, weil...“

-„Du weinst also, weil...“

 

Anschließend ist es wichtig, dass wir gemeinsam mit den Kindern und nicht für die Kinder Lösungen finden.

 

Dabei können sie ihre Kinder fragen:

 

-„Was sollen wir jetzt machen?“

-„Wie können wir euer Problem lösen?“

 

Hierbei ist es wichtig, dass die Kinder - sofern sie in der Lage dazu sind - eigene Ideen zur Konfliktlösung entwickeln (lediglich sammeln Sie diese Ideen, als Erwachsender nur).

 

Zum Schluss kann man die Beteiligten fragen, ob es so in Ordnung für sie ist? Wenn nicht, ob sie einen besseren Vorschlag hätten etc.

 

Mit großer Faszination kann man beobachten, dass sobald der Konflikt der Kinder gelöst ist, diese fröhlich zur Tagesordnung bzw. zum Geschehen vor dem Konflikt übergehen, als wäre sozusagen nichts gewesen.

 

Kinder können bereits ab dem 2. Lebensjahr sagen, was ihnen passt oder nicht bzw. was sie eigentlich wollen. Dies ist nur eine allgemeine Empfehlung und kann sich je nach individuellem Entwicklungsstand des einzelnen Kindes ändern.

 

 

Sollten sie diesbezüglich Fragen haben, stehen wir Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Verfügung.

 

Tamara Zimmermann,

Erzieherin und ausgebildete Kinderschutzfachkraft

Gelbe Gruppe